Anlässlich eines Kulturporträts in den Westfälischen Nachrichten werden die Charaktere in den Bildern Tiemanns mit den lebensgroßen Skulpturen der "Alltagsmenschen" aus dem Werk der Bildhauerin Christel Lechner verglichen. Dies mag vielleicht an der Authentizität seiner Bilder liegen, deren Motive aus dem Leben gegriffen sind und sich nicht mit Scheinbedeutungen aufzuwerten versuchen. Dabei orientiert sich Tiemann an großen Vorbildern, so zum Beispiel (Zitat Westfälische Nachrichten, Münster, 19.09.2015) den Malern Michael Sowa und Johannes Grützke, dem legendären Briten Lucien Freud oder dem schon etwas härter zulangenden österreichischen Karikaturisten Manfred Deix.
Die Ausstellung mit Tiemanns Bildern in der Kulturwerkstatt Altenberge im Frühjahr 2015 wurde in einem Artikel der Westfälischen Nachrichten als "tierisches Vergnügen" bezeichnet, obwohl die Vierbeiner (so die Zeitung) dabei nicht gut wegkommen, denn die meisten sind fett oder fletschen die Zähne. Aber bei der Interpretation seiner eigenen Werke zeigt sich Tiemann auch selbstironisch. So wird er im Zeitungsartikel zitiert: "Manchmal muss ich mich fragen, wieviel Spießbürgertum eigentlich in mir steckt....."
Das Buch "Hochbegapt" des Autors Tiemann (erschienen im April 2015) versteht sich nicht als Abbild der Schulwirklichkeit sondern will bestehende Verhältnisse und Missstände an unseren Schulen ins Satirische verzerren. Zitat Westfälische Nachrichten: Da finden wir originelle Kunstfiguren wie Studienrätin Gerlinde Trockel-Trudeler, die wegen ihres sanften Durchsetzungsvermögens auch "Keulen-Trudel" genannt wird. Oder den Alt-68er Oberstudienrat Werner Kunzel mit Zauselbart und langer Matte. Allen ist gemein, dass sie neben ihren Fächern noch diverse Zwangsneurosen und psychosomatische Beschwerden mit sich herumschleppen. Wer an seine alte Schulzeit denkt, wird die meisten hier überzeichneten Typen wiedererkennen. Ein Buch zum Lachen aber auch zum Grübeln.
Bei einer Lesung in Wickensen/Eschershausen am 03.10.2015 zog der ehemalige Lehrer Tiemann vom Leder. Nicht nur die Lehrer bekamen hier ihr Fett weg, sondern auch die Schüler, deren (Zitat Täglicher Anzeiger Holzminden) mangelnde Bewegung und Essverhalten, klassifiziert in Nahrungsaufnahme "Online" und "Offline", immer mehr zur Verfettung einer ganzen Generation führt. Aber auch mit satirischen Beispielen zu der ungebremsten Reformwut glühender Bildungstheoretiker, die meist nur gescheiterte Bildungspraktiker sind, hielt sich Tiemann nicht zurück. Das alles sei zwar völlig übertrieben, jedoch stecke in jeder Geschichte ein Fünkchen Wahrheit.
SPASS BIS MITTERNACHT - NACHT DER MUSEEN UND GALERIEN
[01.09.2018]
„Man sollte die Bilder von Rolf Tiemann in allen Krankenhäusern Deutschlands aufhängen, etwas Besseres kann man den Kranken gar nicht bieten, um die schlechte Laune zu vertreiben!“ Über den Tipp einer Besucherin während der „Nacht der Museen und Galerien“ sollte man vielleicht nachdenken, an diesem Abend hingen die witzigen Bilder des Künstlers aber nur in der Raphaelsklinik und sorgten bei hunderten Kunstbegeisterten für beste Laune. „Endlich mal Kunst, die man versteht!“, urteilte eine andere Besucherin, die bei bestem Spätsommerwetter durch Münsters Kunstszene bummelte.
Wie in den Jahren zuvor rollte die Raphaelsklinik gemeinsam mit über 40 weiteren Museen und Galerien während des „Schauraums“ den roten Teppich aus, um bis Mitternacht zu zeigen, was Münsters bunte Kunstszene zu bieten hat. Tiemanns „Komische Kunst“ hat sich hierbei als Volltreffer erwiesen, die witzigen Bilder mit ihrem mitunter hintergründigen Humor passten offenbar perfekt zu der heiteren Stimmung, mit der die Besucher durch die Stadt bummelten. „Ich habe selten bei einer Kunstausstellung so gelacht“ war ein Zitat, das Tiemann an dem Abend häufiger hörte.
Ob „Spaghetti für Anfänger“, „Monday morning Blues“ oder Selfie mit Huhn“, kein Besucher konnte sich der Wirkung von Rolf Tiemanns Arbeiten entziehen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 7. September täglich zu sehen, der Eintritt ist frei.